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Weiblichkeit und Macht

 

In zwei Serien präsentiert Mia Unverzagt mexikanische Frauen und Männer. Unter dem Titel Weiblichkeit und Macht reflektiert die Künstlerin Gespräche, die sie mit den Dargestellten geführt hat. Diese wurden eingeladen, sie durften zwischen wenigen Kleidungsstücken wählen, die sie angezogen haben und sich einen Stoff aussuchen, den die Männer sich über den Beinen und die Frauen als Hintergrund haben. Die Frauen wurden gefragt, wann sie Macht hatten, die Männer, wann sie sich am weiblichsten gefühlt haben.

Doch von diesen Fragen, den Antworten und den entstehenden Dialogen bleibt nur ein Bild, das sich mit anderen zu einer Serie fügt und auf diese Weise seinen konzeptuellen Hintergrund zeigt. Man kann sich die Geschichte, die hinter dem Bild steht, nur vorstellen. Man wird sie aber im Kontext von Geschlechterfragen und typischen Rollenvorstellungen verorten, denn genau dies wird mit dem Titel und der Serialität der Aufnahmen angeregt.

Da Mexiko eine patriarchale Gesellschaft mit ausgeprägter Machokultur ist, erkennt man immer zuerst die Provokation in den Fragen der Künstlerin und in den Bildern, die für ihre Gespräche stehen. Weiblichkeit gehört in der klischeehaften Rollenvorstellung vom mexikanischen Mann nicht zu seinen Eigenschaften. Und Macht ist etwas, das man mexikanischen Frauen in diesen Rollenklischees nicht zugesteht

So sieht man in einigen der Fotografien, die Mia Unverzagt in Ausstellungen als große Formate zu ihrem Recht als einzelnes, wirkungsmächtiges Bild kommen lässt, tatsächlich die Unsicherheit und Ablehnung, die von den provokanten Fragen erzeugt werden. Zu erkennen ist aber in einigen Fällen auch eine sehr selbstbewusste Stellungnahme der Befragten, denen männliche Weiblichkeit und weibliche Macht nicht unvereinbar scheinen.

In diesem Moment müssen sich Rezipienten dieser Serien fragen, ob sie nicht eher ihre eigenen Rollenvorstellungen, zumindest aber ihre Vorurteile auf die Bilder projizieren und so analysiert Mia Unverzagt nicht nur als Außenstehende die mexikanische Gesellschaft, sondern befragt sehr subtil und von innen unsere eigene Sozialisation und Meinung.

 

Dr. Ingmar Lähnemann